Das PerLenWerk an der RGS Marburg: Auf dem Weg in eine neue Lernkultur

Lernbegleiter

Die Richtsberg-Gesamtschule in Marburg (RGS), eine der Vorreiterschulen Deutschlands, geht mit ihrem eigenen Konzept für das PerLenWerk neue Wege für eine zeitgemäße Lernumgebung mit dynamischen Lernprozessen. Dabei stellt sie konsequent die Lernenden in das Zentrum der Handlungen. Mit dem digitalen Lehr-Lernsystem Scobees gelingt die Organisation und Umsetzung von Lernbegleitung, individualisierten und kooperativen Lernsettings auf digitale Weise mit dem gesamten Kollegium.

Aufbruch in eine neue Lernkultur

Das PerLenWerk (Personalisierte Lernumgebung mit Werkstätten) ist der aktuell größte und umfassendste Entwicklungsschritt an der RGS in Marburg. Das PerLenWerk umfasst ein Lernkonzept, das dem Lernenden Freiräume zugesteht, um die der Schule anvertrauten Kinder und Jugendlichen besser auf eine zukünftige Welt mit all ihren Herausforderungen vorzubereiten.

Dieser Schulentwicklungsschritt hat neben der Entwicklung und Strukturierung eines modernen Lernkonzeptes insbesondere mit Werten und Haltungen der Schulgemeinschaft zu tun. Startschuss für den Transformationsprozess war das Jahr 2006, als die RGS zur Team- und Ganztagsschule wurde. Befeuert wurden die Veränderungsbestrebungen durch die Ernennung zur hessischen Kulturschule im Jahr 2013. Seither bricht die Schule, die in einem sog. sozialen „Brennpunkt“ liegt, konsequent starre Lernstrukturen auf und setzt den Transformationsprozess in eine zeitgemäße Lehr- und Lernkultur gemeinsam mit dem gesamten Kollegium um. Dabei ist nach wie vor oberstes  Ziel, das Miteinander und die gemeinsame Arbeit im Kollegium in den Vordergrund zu stellen. Dazu gehört auch, dass die kulturelle Bildung elementarer und unverzichtbarer Teil des Lernens an der Schule wird.

Die Lehrkräfte im PerLenWerk werden Lernbegleiter:innen genannt, auch das beschreibt das neue Selbstverständnis. Durch wöchentliche Coachinggespräche, Anleitungen zur Vertiefung von Lernstoff und kompetenzorientierten Lerninhalten wird Lernen personalisiert und auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes und Jugendlichen (den sog. Lernpartner/innen) zugeschnitten. Damit unterstützen alle Schritte der RGS Marburg stets den Gedanken der Personalisierung  von Lernprozessen. 

Leben in einer neuen Lernkultur

Eine wichtige Erkenntnis ist, dass das PerLenWerk in einem evolutionären Prozess bleibt. Die Einrichtung einer Schulentwicklungsgruppe, der Kerngruppe PerLenWerk, welche die Entwicklung dieses neuen Lernkonzepts im Prozess immer wieder neu bewertet, ist Teil des Konzeptes. Durch ihre kritische Begleitung und Evaluation wird angepasst, wo es nötig ist oder dort verstärkt, wo Positives zu finden ist. 

Um den Herausforderungen des 21. Jahrhundert gelassen und kompetent begegnen zu können, ist der Umgang mit Digitalität, Kompetenzorientierung und projektorientiertem sowie personalisiertem Lernen der Schlüssel zum Erfolg, so der Gedanke der Schulgemeinde der RGS.

Allerdings überrascht nicht, dass das Bereitstellen von personalisierten Lernmaterialien begleitet von wöchentlichen Coachinggesprächen in analoger Form mit erheblichem Aufwand verbunden ist. Nach verschiedenen Versuchen im Laufe der Jahre, Lernprozesse zu personalisieren, war die Erkenntnis an der RGS klar: Echte Individualisierung und Personalisierung funktionieren nur digital effektiv. Es war daher eine natürliche Konsequenz im Jahr 2018 den Schritt hin zur „Digividualisierung“ zu gehen.

Scobees Lernsystem

Das digitale Lerntagebuch Scobees

Die Kerngruppe des PerLenWerks hat sich frühzeitig nach einer digitalen Lösung umgesehen und in Scobees den richtigen Partner gefunden. Zunächst wurden alle Schüler:innen mit elternfinanzierten Tablets ausgestattet. Scobees dient als digitale Lernumgebung für das PerLenWerk. Seither werden die differenzierten Lerninhalte im PerLenWerk den SuS über Scobees digital zur Verfügung gestellt.

Die Lehrkräfte stellen ihr Lernmaterial über die Plattform zur Verfügung, eingeteilt in vier Niveaustufen. Den SuS wird, ihrem Lernniveau entsprechend, das Material zugewiesen, das sie direkt auf der digitalen Oberfläche abrufen und bearbeiten können. Auch eine direkte Rückmeldung zu den erledigten Aufgaben und Ergebnissen erfolgt zeitnah und digital: die umgehend hochgeladenen Ergebnisse und die damit einhergehende Kommunikation zwischen Lernenden und Lernpartnern, sowie die Dokumentation und Reflexion von Lernprozessen werden über die digitale Lernumgebung Scobees abgedeckt. 


Schulen helfen Schulen

Die RGS ist stolz auf das, was sie erreicht hat. Der Transformationsprozess hat Kraft gekostet, aber das Ergebnis hat sich gelohnt und zeigt sich auch in den motivierten Schüler:innen. Zudem wurde die RGS durch Partner, wie die Gesellschaft für innovative Schulentwicklung und Evaluation e.V. (I SEE e.V.), unterstützt, die bei der Entwicklung und Weiterentwicklung des PerLenWerks eine wichtige Rolle spiel(t)en. Der Verein hat sowohl bei der Finanzierung der Tablets geholfen, als auch bei der Entwicklung von Formaten und der Schulung von Lehrkräften. 

Starke Partner, wie I SEE e.V. oder Scobees, leisten wertvolle Unterstützung bei der erfolgreichen Umsetzung eines Transformationsprozesses. Das weiß die RGS nur zu gut. Allein deshalb möchte die Schule ihre Erfahrungen und ihr Wissen weitergeben und steht daher regelmäßig für Hospitationen zur Verfügung. Zusammen mit I SEE e.V. und Scobees unterstützen die Partner zu dritt auch andere Schulen bei ihrem Transformationsprozess – sei es durch das Teilen von Best Practices oder einfach als Ratgeber und Gesprächspartner. 

Diese Zusammenarbeit ist aus einem bestimmten Grund so erfolgreich – alle teilen dieselbe Vision: den Lernort Schule in einen Lebensraum zu wandeln, in dem Lehren und Lernen zeitgemäß und mit Freude gestaltet werden und eine Kultur der Digitalität gelebt wird.