Was sind Lernbüros und wie funktionieren sie in der Praxis

Anleitung zum Verständnis von Lernbüros und deren Umsetzung 

Ein Lernbüro ist eine innovative pädagogische Organisationsform, die darauf abzielt, selbstorganisiertes Lernen zu ermöglichen und Schülern mehr Autonomie in ihrem Bildungsprozess zu bieten. In diesem Leitfaden werden wir Ihnen erklären, was ein Lernbüro ist und wie es in der Praxis funktioniert.

1. Grundlagen des Lernbüros:

Im Lernbüro liegt der Fokus nicht auf lehrerzentriertem Unterricht. Stattdessen agiert der Lehrer als Coach und Begleiter des Lernens der Schüler. Die Schule stellt Lernmittel und Lernthemen bereit, aber die Schüler haben die Freiheit, ihr Lerntempo und den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben innerhalb bestimmter Grenzen individuell festzulegen. Dies ermöglicht es den Schülern, ihre Lernerfahrung zu personalisieren und selbstbestimmtes Lernen zu praktizieren.

2. Umsetzung in der Praxis:

Lernbüros werden oft in Schulen mit offenen Lernformaten eingesetzt. In solchen Schulen lernen Schüler in großen, offenen Räumen, wo sie Zugang zu differenzierten Lernmaterialien haben. Jedes Kind kann in seinem eigenen Tempo und auf seinem eigenen Niveau lernen. Der Schlüssel zum Erfolg dieses Systems liegt im regelmäßigen Austausch zwischen Lehrern und Schülern. Lehrer überwachen die Lernfortschritte, bieten individuelles Feedback und geben Anregungen für das weitere Lernen. Jeder Schüler erhält eine maßgeschneiderte Unterstützung auf seinem Lernweg. Reflexion und individuelle Lernbetrachtung erfolgen in Lernberatungsgesprächen oder Lerncoachings. Die Transparenz im Lernprozess und die offene Kommunikation fördern die Motivation und Lernbereitschaft der Schüler.

3. Personalisierte Lernumgebungen (PerLenWerk):

Ein bemerkenswertes Beispiel für ein Lernbüro ist das sogenannte PerLenWerk an der Richtsberg Gesamtschule in Marburg. Hier haben Schüler die Freiheit, zu entscheiden, wie und wo sie lernen möchten. Die Selbstverantwortung der Schüler wird durch verschiedene Stufen erhöht. Das PerLenWerk besteht aus verschiedenen Bereichen, darunter die Lernlandschaft, in der Schüler in Zweier- oder Kleingruppen arbeiten können. Es gibt auch das Lernatelier, wo jeder Schüler einen eigenen Arbeitsplatz hat, um in ruhiger Atmosphäre zu arbeiten. Im MakerSpace können die Schüler aktiv technische und handwerkliche Fähigkeiten entwickeln.

Die Implementierung von Lernbüros und personalisierten Lernumgebungen ermöglicht es Schulen, das Lernen an die Bedürfnisse der Schüler anzupassen und ihnen mehr Kontrolle über ihren Bildungsweg zu geben. Dieser Ansatz fördert die Selbstständigkeit, die Motivation und die Entwicklung lebenslanger Lernfähigkeiten.

“Ein Lernbüro ist eine didaktische Organisationsform für selbstorganisiertes Lernen.”

Lernen im Lernbüro heißt: Der Unterricht ist nicht lehrerzentriert, sondern der Lehrer betreut das Lernen der Schüler. Das Lernbüro bzw. die Schule stellt die Lernmittel und die zu erlernenden Themen bereit. Die Schüler bestimmen die Lerngeschwindigkeit und Schwierigkeitsgrad der Aufgaben in vorgegebenen Grenzen individuell. Der Lehrer fungiert als Coach.

Wie funktioniert es in der Praxis?

Wir arbeiten mit Schulen zusammen, die in offenen Lernformaten unterrichten. In Schulen mit einer Lernlandschaft lernen z.T. 100 Schülerinnen und Schüler in großen, offenen Räumen. Sie lernen selbstorganisiert mit differenzierten Lernmaterialien. Jedes Kind lernt in seinem Tempo und auf seinem Lernniveau. Die Basis für das “Funktionieren” dieses Systems liegt im persönlichen Austausch zwischen Lehrkraft und SchülerIn. Lehrkräfte schauen sich im regelmäßigen Abstand und in Abstimmung mit den Kollegen die Lernergebnisse an, geben individuell Feedback und Anregungen für das weitere Lernen. Jeder SchülerIn wird individuell auf seinem Lernweg betreut. Zeit für Reflexion und die individuelle Betrachtung des Lernens gibt es in Lernberatungsgesprächen bzw. Lerncoachings. Die Transparenz im Lernprozess und die offene Kommunikation zahlen sich durch Motivation und Lernbereitschaft der Lernenden aus.

3 Schüler sitzen im PerLenWerk und arbeiten direkt in Scobees an ihren Aufgaben

Lernen im PerLenWerk – Personalisierte Lernumgebung mit Werkstätten

Das Perlenwerk an der Richtsbergschule in Marburg

Das PerLenWerk an der Richtsberg Gesamtschule in Marburg ist eine neue Art zu Lernen und Schule zu erleben. Die Lernpartner*innen können selbst entscheiden wie und wo sie lernen wollen. Die Stufen der Selbstverantwortung ermöglichen den Lernpartner*innen eine größere Selbstständigkeit und Verantwortlichkeit für das eigene Lernen in der Schule.
Das PerLenWerk setzt sich aus unterschiedlichen Bereichen zusammen. In der Lernlandschaft -als ein Beispiel- können Lernpartner*innen zu zweit oder in Kleingruppen arbeiten. Auch Coachinggespräche und der Austausch mit Fachbegleiter*innen für die Deutsch, Mathe und Englisch sind hier möglich.
Ein weiterer Bereich ist das Lernatelier – hier hat jeder Lernpartner einen eigenen Arbeitsplatz. Es herrscht eine ruhige Arbeitsatmosphäre. Im so genannten MakerSpace im PerLenWerk hingegen können die Lernpartner*innen aktiv werden – hier gibt es die Möglichkeit technisch und handwerklich zu arbeiten.