Kompetenzraster in der Praxis mit Marina Volkwein, Lehrerin an der GAZ Gudensberg

Bei der Scobees-Impulse Reihe auf Youtube erklärt Ihnen die Lehrerin Marina Volkwein von der GAZ Gudensberg, wie Sie Kompetenzraster an ihrer Schule erfolgreich nutzen können. 

 

Kompetenzorientierter Unterricht durch individualisiertes Lernen

Unterricht soll durch sein Lernangebot dazu beitragen, dass die Schüler:innen die für die gegenwärtige und zukünftige Lebens- und ermöglichen zentralen Kompetenzen erwerben. Unabhängig von der Art der Kompetenz – ob fachlich oder überfachlich – ist die Kompetenzentwicklung ein Prozess, der sich in einem sukzessiven Aufbau von Teilkompetenzen abbildet. Hinzu kommt, dass sich Kompetenzen auf unterschiedlichen Niveaustufen repräsentieren und somit auch auf unterschiedlichen Niveaustufen erworben werden können. Kompetenzorientierter Unterricht bedeutet daher individualisiertes Lernen, so dass jeder Schüler:in entsprechend seinen Bedürfnisse und Voraussetzungen den bestmöglichen Kompetenzerwerb erfährt.

Wie sich diese herausforderende Aufgabe meistern lässt 

Kompetenzorientiertes Lernen benötigt eine Orientierung (Müller 2008), die durch Standards geschaffen wird, die eine systematische Erfassung von erworbenen Kompetenzen und die Einordnung des eigenen Könnens seitens der Schüler:innen ermöglichen. Mit Kompetenzrastern lässt sich diese Orientierung abbilden. Kompetenzraster stellen eine Matrix dar, in der Kompetenzen und deren Entwicklungsstufen abgebildet werden. Klassischerweise enthalten Kompetenzraster zwei Dimensionen, die Inhaltsebene und die Niveauebene. Auf der Inhaltsebene werden die Kompetenzbereiche, d.h. das fachliche Wissen und Können notiert. Die Niveauebene beschreibt die Ausprägung der Leistung, d.h. wie gut eine Kompetenz ausgeprägt ist.

Kompetenzraster dienen der Selbstkontrolle sowie der Differenzierung und tragen zur Selbststeuerung im Unterricht bei. Sowohl für Sie als Lehrperson als auch für die Schüler:innen bietet das Kompetenzraster eine Lernorientierung. Das Kompetenzraster in Abb. 1 weist Ihnen und Ihren Schüler:innen den Weg und gibt innerhalb eines Themenbereichs einen Überblick über die zu erwerbenden Teilkompetenzen.

Abb. 1 Allgemeines Kompetenzraster
Abb. 1 Allgemeines Kompetenzraster

Wie kann ich das Kompetenzraster zur Individualisierung nutzen? 

Kompetenzraster können nicht nur eine übergeordnete Lernstruktur und einen Überblick über die Teilkompetenzen liefern, sie können auch dazu dienen, innerhalb einer Teilkompetenz zu differenzieren. 

Blooms Taxonomie unterstützt, indem sich hier Lernzielstufen abbilden lassen, die verschiedene kognitive Niveaus darstellen. Die Taxonomie unterscheidet zwischen sechs kognitiven Stufen: Wissen, Verstehen, Anwenden, Analyse, Synthese und Evaluation. Dabei bilden diese Stufen eine Hierarchie, d.h. sie sind aufeinander aufbauend. So müssen Schüler:innen z.B. für die Stufe „Anwenden“ Wissen erworben und dieses auch verstanden haben. Aus dem Kompetenzraster in Abb. 1 nehmen wir uns die Teilkompetenz „Ich kann zwei Zahlen schriftlich addieren“. Diese lässt sich in Bezug auf die Lernzielhierarchien durch unterschiedliche Niveaustufen abbilden (Abb. 2). 

Abb. 2: Spezifisches Kompetenzraster
Abb. 2: Spezifisches Kompetenzraster

Nun haben Sie zu jeder Teilkompetenz unterschiedliche Niveaustufen formuliert, die sich im nächsten Schritt durch Aufgaben abbilden lassen.

Wie unterstützt das Kompetenzraster, den Schüler:innen mehr Verantwortung für ihr Lernen zu geben?

Durch die Zuordnung von Aufgaben zu den Kompetenzbereichen, den Teilkompetenzen und den dazugehörigen Niveaustufen ermöglichen Kompetenzraster Schüler:innen, metakognitv aktiv über ihren Lernprozess zu reflektieren. Dies erfolgt im Sinne des formativen Feedbacks, welches nach Hattie und Timperley (2007) die folgenden drei Fragen beantwortet: „Wo möchte ich hin?“, „Wo stehe ich?“ „Wie geht es weiter?“. 

Die Nutzung von Kompetenzrastern hilft den Schüler:innen dabei, die eigene Qualität des Lernens zu bewerten. So greifen Flechsig und Kollegen (2017) auf Kompetenzraster zurück, um Schüler:innen eine Orientierung beim Schreiben von Texten zu geben. Kompetenzraster können auch als eine Art Checkliste aufgefasst werden, die sehr konkrete Anforderungen darstellt, so dass Schüler:innen ihr Lernen in einem sehr konkreten Lernkontext beurteilen können.

Kontaktieren Sie uns

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Literatur:
Flechsig, A., Knemeyer, J. P., & Marmé, N. (2017).Kompetenzraster für die Bewertung wissenschaftlicher Schülertexte. Heidelberg: didaktik-aktuell.
Hattie, J., & Timperley, H. (2007). The power of feedback. Review of educational research, 77(1), 81-112.
Müller, A. (2008). Mehr ausbrüten, weniger gackern. Bern: Hep.